Die Geschlechter-Unterteilung ist vielfältig, seit Anfang 2019 wird sie vor dem Gesetz neu geregelt. Im Geburtenregister kann eines von drei Geschlechtern ausgewählt werden: männlich, weiblich, divers. Für eine spätere Änderung ist jedoch weiterhin ein Attest nötig.
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer (56) sorgt gerade für Unmut, mit einer Bemerkung zum Thema Intersexualität, die sie im Rahmen einer Spottrede im Karneval hielt. Konkret geht es um diese Sätze: „Wer war denn von euch vor Kurzem mal in Berlin? Da seht ihr doch die Latte-Macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen.” Und weiter: „Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen.
Dafür, dazwischen, ist diese Toilette.” Die soziale Plattform Facebook bietet seinen Nutzern seit 2014 die Wahl unter 60 Geschlechtsidentitäten. Ursprünglich wurde die Liste, die in Zusammenarbeit mit dem Lesben- und Schwulenverband entstand, in englischer Sprache verfasst.
Welche Geschlechter gibt es offiziell?
Biologisch gibt es zwei Geschlechter – männlich und weiblich.
Wie heißen die 6 Geschlechter?
Bei intergeschlechtlichen Menschen entwickeln sich nicht alle geschlechtsbestimmenden Merkmale (z.B. Chromosomen, Gonaden, Hormone und/oder die inneren und äußeren Geschlechtsorgane) als medizinisch eindeutig weiblich oder männlich. Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) stellte 2018 fest, dass intergeschlechtliche Menschen ein Recht auf Eintragung ihrer individuellen Geschlechtsidentität – z.B.
Wie viele Geschlechter gibt es und was bedeuten sie?
Das evolutionsbiologische Geschlecht – Evolutionsbiologisch gibt es zwei Geschlechter: männlich und weiblich. Die Zuordnung ist abhängig von den Gonaden und Gameten. Gonaden sind Eierstöcke und Hoden und Gameten die Zellen, die sie produzieren: Eizellen und Spermien.
- Menschen haben nur Eierstöcke oder Hoden, Eizellen oder Spermien.
- Sehr selten werden Babys geboren, die sowohl Eierstockgewebe wie auch Hodengewebe haben.
- Und das sind immer noch zwei.
- Die Evolutionsbiologie leitet ihre Definition von der Fortpflanzung ab.
- Bist du der Teil mit den Spermien, bist du männlich.
Bist du der Teil mit den Eizellen, bist du weiblich. In der Tierwelt gibt es Arten, die verändern ihr Geschlecht nach einem biologischen Bauplan:
- Anemonenfische zum Beispiel, darunter Clownfische, werden männlich geboren. Das größte und stärkste Tier ist ein Weibchen. Stirbt das Weibchen, wandelt sich das stärkste Männchen in ein Weibchen um und übernimmt die Rolle.
- Aale werden hermaphrodit geboren. Sie entwickeln sich während der Laichwanderung zu Männchen oder Weibchen. Dabei bilden sich ihre Verdauungsorgane zurück und nach der Fortpflanzung sterben sie.
- Bei Spinnen sind die Weibchen größer und haben eine längere Lebenserwartung als Männchen. Während oder nach der Abgabe der Spermien dienen Männchen oft als Nahrung für das Weibchen, das dadurch größere Eier für den Nachwuchs legen kann. Sie werden quasi zum Futter für die Spinnenbabys.
- Manche Echsenarten leben monogeschlechtlich als Weibchen und pflanzen sich fort, indem sich die Weibchen klonen. Gibt es großen Anpassungsdruck an die Umwelt, gibt es eine Generation lang Männchen, weil dadurch mehr Genvarianz entsteht und sich Arten schneller an Umweltbedingungen anpassen können.
Wir sehen also: Die Natur ist wild und bunt und vielfältig, aber Geschlechtsänderungen passieren dort nicht, weil ein Tier eine andere Identität hat und sich das wünscht, sondern es ist ein natürlicher Prozess für den es biologische Gründe gibt. Und wir müssen auch festhalten: Menschen sind weder Fische noch Echsen noch Spinnen, sondern Säugetiere.
Welche 63 Geschlechter gibt es?
Der Gender-* diskriminiert alle Gender – Neben den „Damen und Herren” soll nach Wunsch der Freunde des Genderings der * in Texten die weiteren 58 anerkannten Gender mit einbeziehen. Und viele deutsche Politiker ziehen mit. Aber es gibt was Pragmatischeres.
- Deutschland gehört zu den wenigen Ländern in der Welt, die neben den biologischen Geschlechtern Mann und Frau auch noch das „dritte Geschlecht” anerkennen.
- Dänemark, Malta, Pakistan, Kolumbien und Bangladesh handhaben es zum Beispiel auch so.
- Im Ausweis steht dann nicht m oder w, sondern x.
- Das macht ohne Zweifel Sinn, da es ohne Zweifel Menschen gibt, deren biologisches Geschlecht sind nicht in männlich oder weiblich einsortieren lässt, etwa intersexuelle Leute.
Neben dem biologischen Geschlecht, dem Sex, gibt es auch das soziale Geschlecht, Gender, also das, in dem man sich als sich selbst fühlt, unabhängig von seinen biologischen Geschlechtsmerkmalen. Üblich und anerkannt sind hier ganze 60: Androgyner Mensch, Androgyn, Bigender, Weiblich, Frau zu Mann, Gender variabel, Genderqueer, Intersexuell (oder auch inter*), Männlich, Mann zu Frau, Weder-noch, Geschlechtslos, Nicht-binär, Weitere, Pangender, Trans, Transweiblich, Transmännlich, Transmann, Transmensch, Transfrau, Trans*, Trans* weiblich, Trans* männlich, Trans* Mann, Trans* Mensch, Trans* Frau; Transfeminin, Transgender, Transgender weiblich, Transgender männlich, Transgender Mann, Transgender Mensch, Transgender Frau, Transmaskulin, Transsexuell, Weiblich-transsexuell, Männlich-transsexuell, Transsexueller Mann, Transsexuelle Person, Transsexuelle Frau, Inter*, Inter* weiblich, Inter* männlich, Inter* Mann, Inter* Frau, Inter* Mensch, Intergender, Intergeschlechtlich, Zweigeschlechtlich, Zwitter, Hermaphrodit, Two-Spirit (Drittes Geschlecht), Viertes Geschlecht, XY-Frau, Butch, Femme, Drag, Transvestit, Cross-Gender.
Da kann man als klar definierter Mann oder als eindeutige Frau große Augen machen, den Kopf schütteln darf man aber nicht. Es gibt bekanntlich mehr auf der Welt, als vor den eigenen Horizont passt. Die Frage ist nur: Sollen wir diese 58 zusätzlichen Gender in unsere Sprache einbeziehen und wenn ja, wie? An dieser Frage verzweifeln sogar führende Politiker.
Die grün-schwarze Koalition in Baden-Württemberg hat drüber gestritten, die rot-rot-grüne in Berlin hat das * offiziell vereinbart.
Wie nennt man 3 Geschlecht?
Seit Ende 2018 haben inter* Menschen in Deutschland die Möglichkeit, beim Eintrag ins Personenstandsregister außer den Geschlechtern „männlich’ und „weiblich’ auch die Option „ divers ‘ zu wählen, die sogenannte „Dritte Option’ (Gesetz zur Änderung der in das Geburtenregister einzutragenden Angaben vom 18.
Wie viele Geschlechter gibt es 3?
Die Geschlechter-Unterteilung ist vielfältig, seit Anfang 2019 wird sie vor dem Gesetz neu geregelt. Im Geburtenregister kann eines von drei Geschlechtern ausgewählt werden: männlich, weiblich, divers. Für eine spätere Änderung ist jedoch weiterhin ein Attest nötig.
- Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer (56) sorgt gerade für Unmut, mit einer Bemerkung zum Thema Intersexualität, die sie im Rahmen einer Spottrede im Karneval hielt.
- Onkret geht es um diese Sätze: „Wer war denn von euch vor Kurzem mal in Berlin? Da seht ihr doch die Latte-Macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen.” Und weiter: „Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen.
Dafür, dazwischen, ist diese Toilette.” Die soziale Plattform Facebook bietet seinen Nutzern seit 2014 die Wahl unter 60 Geschlechtsidentitäten. Ursprünglich wurde die Liste, die in Zusammenarbeit mit dem Lesben- und Schwulenverband entstand, in englischer Sprache verfasst.
Was ist das vierte Geschlecht?
Das nennt man: Zwischen-Geschlechtlichkeit. Der Begriff bedeutet: Das Geschlecht von diesen Menschen liegt zwischen den Geschlechtern männlich und weiblich. Ein anderes Wort dafür ist: Inter-Sexualität. Das kommt aus der lateinischen Sprache.
Wie viele Geschlechter gibt es Gesetz?
Dritte Geschlechtsoption Weiblich, männlich, divers – Die Geschlechterangaben “männlich” und “weiblich” im Geburtenregister werden um “divers” für intersexuelle Personen ergänzt. Neugeborene können dann mit dieser dritten Geschlechtsoption ins Geburtenregister eingetragen werden. Das Gesetz ist am 22. Dezember 2018 in Kraft getreten.
Was ist ein Cis Frau?
cis, cisgeschlechtlich (Adj.) | sprich: – Cis bzw. cisgeschlechtlich ist eine Bezeichnung für Menschen, deren Geschlechtsidentität mit dem ⇒ Sex übereinstimmt, das ihnen bei ihrer Geburt anhand der Genitalien zugeschrieben wurde. Cis Personen identifizieren sich mit dem ⇒ sozialen Geschlecht, das ihnen anhand ihrer angeborenen Körpermerkmale zugeschrieben wird.
Das heißt z.B.: Cis Männer sind Männer, denen bei der Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen wurde und die sich damit identifizieren. Der Begriff „cis” bzw. „cisgeschlechtlich” ist den Bezeichnungen ⇒ „trans” bzw. „transgeschlechtlich” entgegengesetzt. Er wurde in den 1990er Jahren von trans Aktivist*innen eingeführt, die eine sprachliche Gleichberechtigung von cis und trans Personen anstrebten.
Der Begriff sollte dem Umstand entgegenwirken, dass lediglich cis Männer und cis Frauen als Männer und Frauen im Sinne der gesellschaftlichen Norm bezeichnet werden, während trans Menschen sprachlich als abweichend markiert werden (Aultman 2014:61-62).
- Die US-amerikanische Professorin und Trans-Aktivistin Susan Stryker (2008) schlug vor, die Bezeichnungen cis Mann bzw.
- Cis Frau genauso zu verwenden, wie die Bezeichnung als „Schwarze 1 Frau” oder „weißer Mann”.
- Die Bezeichnung als „cis” bzw.
- Cisgeschlechtlich” ist somit einerseits eine positive Identifikationsmöglichkeit für cis Personen.
Sie ist zum anderen politisch, denn sie weist auf Privilegien hin, die cis Menschen zuteilwerden. Dieser Mechanismus wird als Cissexismus bezeichnet: Cis Personen werden dafür belohnt, die Annahme zu erfüllen, dass alle Menschen in einer Gesellschaft cisgeschlechtlich, d.h.
nicht trans, sind oder sein sollten (Eisner 2013:22). Die Gegenüberstellung von „cis” und „trans” lässt jedoch ⇒ intergeschlechtliche Personen außen vor. Sie erleben Diskriminierung und Gewalt auch, wenn sie sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren – egal ob dies inter oder ein anderes Geschlecht ist (Spahn & Wedl 2018:235).
Die Zuweisung des männlichen oder weiblichen Geschlechts an cis Personen bedeutet nicht, dass sie die damit einhergehenden gesellschaftlichen Anforderungen an sie erfüllen, erfüllen wollen oder können. Auch cis Frauen können als nicht „korrekt” weiblich oder als gar nicht weiblich erachtet und dafür gesellschaftlich sanktioniert werden, z.B.
Weil ihr Geschlechtsausdruck, ihre Körperformen, ihr Verhalten oder ihre Nicht-Heterosexualität die weibliche Norm nicht erfüllen. Die Vorsilbe „cis” macht darauf aufmerksam, dass es keine „geborenen” Frauen gibt, sondern dass die Zuweisung des Frauseins immer auch eine Anweisung bzw. eine Anforderung ist (Ahmed 2017:14-15).
– 1 Die Bezeichnung Schwarz wird hier bewusst großgeschrieben, da es sich dabei um eine politische Selbstbezeichnung für eine Identität handelt, nicht um ein biologisches Attribut (Sow, Noah. Deutschland Schwarz Weiß. Goldmann Verlag, 4. Auflage, 2009, S.19). Haben Sie Fragen oder Anregungen zu diesem Begriff? Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen per Mail an: shk.gleichstellungsverwaltung.tu-dortmund.de.
Für was steht M w D?
Was bedeutet m/w/d? Das dritte Geschlecht und die Folgen für Unternehmen | Cobalt DE In immer mehr Stellenanzeigen werden Kandidaten gesucht, die entweder “(m/w/d)” oder “(m/w/x)” sein sollen. Es handelt sich dabei ganz einfach um die Angabe des dritten Geschlechts.
Neben dem “m” für “männlich” und “w” für “weiblich” gibt es verschiedene Zusätze mit unterschiedlichen Bedeutungen. Das “d” steht für “divers”, “i” für “inter”, “gn” für “geschlechtsneutral”oder “x” für ein nicht näher spezifiziertes Geschlecht. Diese Zusätze gibt es zwar schon länger, zum Trend im Personalmarketing wurden sie aber erst durch ein des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) im November 2017.
Seither kann neben den Angaben “weiblich” und “männlich” auch “neutral” im Geburtenregister eingetragen werden. In der Folge fragen sich nun auch viele Personalverantwortliche, ob die Aufnahme einer weiteren Geschlechtsangabe in Stellenanzeigen ab jetzt Pflicht ist.
Wie nennt man 2 Geschlechter?
Was bedeutet inter*? – Inter*Menschen haben körperliche Merkmale, die nicht eindeutig als männlich oder weiblich bestimmt werden können oder die gleichzeitig typisch für beide Geschlechter sind. Das kann zum Beispiel die Anatomie betreffen, aber auch genetische Merkmale oder Hormone.
Viel wichtiger als die Biologie sind aber die gesellschaftlichen Umstände. Denn nicht nur bei Formularen werden inter*Menschen oft übergangen. Auch andere Dinge im verlangen, sich einem von nur zwei Geschlechtern zuzuordnen, etwa Toiletten und Umkleiden. Dass es Menschen gibt, die weder eindeutig männlich noch eindeutig weiblich sind, wird hier kaum berücksichtigt.
Und weil Intergeschlechtlichkeit (medizinisch oft als »Intersexualität« bezeichnet) lange fälschlicherweise als Krankheit galt, haben inter*Menschen leider oft auch mit den Folgen von unnötigen medizinischen Eingriffen zu kämpfen, wie zum Beispiel mit geschlechtszuweisenden Operationen in der Kindheit, bei denen die Merkmale des einen oder anderen Geschlechts entfernt werden.
Was ist das 3 biologische Geschlecht?
Es gibt Intersexuelle wie Vanja, denen ein zweites Chromosom fehlt. Es gibt aber auch Menschen, die über ein XY-Chromosomenpaar verfügen, deren Gene also männlich sind, die aber dennoch weibliche Geschlechtsorgane wie Gebärmutter, Klitoris und Vagina ausbilden.
Ist Zwitter ein Geschlecht?
Interview Stand: 23.02.2012 13:02 Uhr Es gibt Menschen, die sind weder Mann noch Frau, sondern intersexuell. Sie haben sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsmerkmale. Wenn Kinder so auf die Welt kommen, hat man sie bisher meist operiert, um ein Geschlecht festzulegen.
Diese Verstümmelung muss aufhören”, sagt Lucie Veith im Interview mit tagesschau.de, tagesschau.de: Sie haben in ihrer Beratungstätigkeit mit Menschen zu tun, deren Geschlecht nicht eindeutig ist. Lucie Veith: Da muss ich Ihnen gleich widersprechen. Jeder Mensch kommt mit einem Geschlecht auf die Welt und das ist sein eigenes.
Die Menschen, die ich berate, wurden früher als Zwitter, Hermaphroditen oder als intersexuelle Menschen bezeichnet. Das sind Menschen, deren Geschlechtsmerkmale nicht eindeutig dem weiblichen oder männlichen Standard zuzuordnen sind.
Bin ich nicht binär?
Was bedeutet nicht-binär*? Ganz knapp: nicht-binäre* Menschen fühlen sich weder als Mann noch als Frau. Ihre Geschlechtsidentität kann männliche oder weibliche Anteile haben, irgendwo dazwischen liegen oder auch ganz außerhalb dieser Kategorien sein.
Was ist das seltenste Geschlecht?
Geschlecht: Etwa 100 000 Intersexuelle in Deutschland Künftig gibt es ein drittes Geschlecht im Geburtenregister. Bild: dpa In Deutschland leben etwa 100.000 Intersexuelle. Wer sich beiden Geschlechtern zugehörig fühlt, fällt aus der traditionellen Zuordnung.
- Das Bundesverfassungsgericht gibt nun den dritten Geschlechtseintrag vor.
- H alb Frau, halb Mann, das war Hermaphroditos bei Ovid.
- In Anlehnung an die Zwittergestalt aus der griechischen Mythologie kennt die Forschung bis heute den Hermaphroditismus.
- Darunter versteht man das Vorhandensein von Eierstock- und Hodengewebe.
Intersexualität bezeichnet aber viele Ausprägungen biologischer Besonderheiten, der Hermaphroditismus verus ist die seltenste Form. Intersexuelle sind vielmehr Menschen, „deren äußeres geschlechtliches Erscheinungsbild von Geburt an, hinsichtlich der Chromosomen, der Keimdrüsen und der Hormonproduktion nicht nur männlich oder nur weiblich erscheinen, sondern scheinbar eine Mischung aus beidem darstellt”, wie der Bundesverband Intersexuelle Menschen mitteilt.
Die Betroffenen wurden in der Medizin lange als krank angesehen, die verschiedenen Formen der Intersexualität als „Syndrome” gekennzeichnet. Zu diesen gehört zum Beispiel, dass sich kein männliches äußeres Glied entwickelt; die Hoden liegen im Körperinneren. Für Eltern ist der Umgang mit einem intersexuellen Kind häufig belastend – vermeintlich haben sie kein richtiges Mädchen, keinen richtigen Jungen.
Die Folge: Schon im Säuglingsalter werden Kinder chirurgischen und verstümmelnden Eingriffen und hormonellen Behandlungen unterzogen, für die häufig keine medizinische Notwendigkeit besteht. „Die weit überwiegende Mehrzahl der intersexuellen Menschen sind per se nicht krank und nicht behandlungsbedürftig”, hebt der Bundesverband Intersexuelle Menschen hervor.
- In Deutschland leben vermutlich etwas 100 000 Menschen, die mit unterschiedlichen Geschlechtermerkmalen ausgestattet sind.
- Damit entziehen sie sich einer traditionellen Geschlechtszuordnung.
- Während sich viele von ihnen klar als Mann oder als Frau fühlen, lehnen andere eine solche Zuordnung ab oder empfinden sich als einem dritten Geschlecht zugehörig.
Für diese Menschen habe bisher nur die Möglichkeit bestanden, ihren Geschlechtseintrag vollständig streichen zu lassen, mit unabsehbaren rechtlichen Folgen für Partnerschaft und Familie, heißt es von Seiten des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) in Berlin.
- Er begrüßt daher die Entscheidung des, „dass die Regelungen des Personenstandsrechts nicht mit den Anforderungen des Grundgesetzes vereinbar sind, soweit sie neben den Einträgen,männlich‘ und,weiblich‘ keine dritte positive Option zulassen”.
- Das Konzept eines dritten Geschlechts bedeute dabei nicht, überhaupt kein Geschlecht zu haben, so der LSVD in seiner Stellungnahme.
Der Gesetzgeber dürfe nun aber nicht bei der Mindestvorgabe des Bundesverfassungsgerichts haltmachen, den dritten Geschlechtseintrag nur Personen mit biologischen Varianten der Geschlechtsentwicklung zu eröffnen. „Maßgeblich ist das empfundene Geschlecht”, stellt der LSVD fest.
In diesem Sinne waren auch schon die Empfehlungen des Deutschen Ethikrates zur Intersexualität ausgefallen, die dem Deutschen Bundestag 2012 vorgelegt wurden. Darin heißt es, intersexuelle Menschen müssten als Teil gesellschaftlicher Vielfalt Respekt und Unterstützung der Gesellschaft erfahren. „Zudem müssen sie vor medizinischen Fehlentwicklungen und Diskriminierung in der Gesellschaft geschützt werden.” Den Begriff Intersexualität empfinden die Betroffenen nach Angaben ihres Bundesverbands als „nicht glücklich”.
Die begriffliche Nähe zur Transsexualität empfänden viele als störend. Da sich der Begriff aber zur Bezeichnung des Phänomens international durchgesetzt habe, werde die Sprachregelung inzwischen akzeptiert. : Geschlecht: Etwa 100 000 Intersexuelle in Deutschland
Was heisst das D bei Geschlecht?
Doch was bedeutet „m/w/d” denn nun genau? Was bedeuten die weiteren Abkürzungen? – Hinter dem Buchstaben „d” verbirgt sich „drittes Geschlecht” oder „divers”, das „i” steht für intersexuell und das “x” soll schlichtweg alle Geschlechter neben dem männlichen und dem weiblichen ausdrücken.
Kann man divers geboren werden?
Bei etwa jedem tausendsten Kind ist das Geschlecht bei der Geburt nicht eindeutig. Das Bundesverfassungsgericht legte deshalb 2017 fest: Für diese Menschen muss es eine dritte Geschlechtsbezeichnung geben: ‘divers’.
Wie viele Geschlechter gibt es laut LGBT?
Selbstbezeichnungen – Deutschsprachiger Raum 2014 nutzte die Organisation TransInterQueer die Bezeichnung „nicht-binär” in ihrer Broschüre Trans* in den Medien bezüglich der Verwechslung von sexuellen Orientierungen mit „geschlechtlicher Identität (Frau, Mann, trans*, nicht-binär, gendervariant, zwischengeschlechtlich u.a., mit der zugehörigen Frage: ‚Welches Geschlecht habe ich / hat jemand?‘)”.2015 erwähnten erste Begleitmaterialien zur deutschen Interministeriellen Arbeitsgruppe Inter- & Transsexualität (IMAG) an zwei Stellen:
- „nicht binär normative Geschlechtsidentitäten und Körperlichkeiten”
- „Menschen, die als weder*noch*, (gender-)queer, non-gender/nicht-geschlechtlich u.Ä. jenseits der Geschlechterpolarität leben”
Forschungsergebnisse und Erkenntnisse aus der IMAG wurden 2017 vom Bundesfamilienministerium veröffentlicht; an drei Stellen findet sich „non-binary”, „nicht binär lebende Menschen” und „non-binäre Personen”.2015 führte ein Eintrag im Queer-Lexikon des Berliner Tagesspiegel unter dem Titel Transgender auch Personen auf, „die sich weder als Mann noch als Frau verstehen wollen (‚nicht binär‘, ‚genderqueer‘).” 2016 veröffentlichte Hengameh Yaghoobifarah auf Zeit Online ein kleines Glossar zu LGBT -Bezeichnungen, darunter auch:
„ Nicht-binär: Nicht-binäre Genderidentitäten können total unterschiedlich sein. Agender (geschlechterlos), genderqueer, femme, demigirl, demiboy, die Liste ist endlos lang. Sie haben jedoch alle miteinander gemeinsam, dass sie sich der (binären) Zweiteilung in Mann oder Frau verweigern.”
Zwei Jahre später ergänzte Yaghoobifarah: „Ich bin non-binary oder auf Deutsch: nicht-binär. Das ist ein Schirmbegriff für sehr viele unterschiedliche Gender In Deutschland ist der Diskurs noch nicht so weit, aber es wird.” 2017 erklärte ein Glossar-Eintrag im Missy Magazine :
„Nicht-binär ist sowohl ein Sammelbegriff als auch eine Bezeichnung für eine eigenständige Identität. Nicht-binäre Menschen können trans oder cis, inter oder dyadisch sein. Sie können weiblich, männlich, beides, weder-noch, vieles, mehreres, femme, agender, neutrois oder etwas ganz anderes sein. Sie können unterschiedliche, neue oder alte, mehrere, wechselnde oder keine Pronomen benutzen. Ähnlich wie trans und queer ist nicht-binär eine Selbstbezeichnung.”
Internationale Befragungen Anfang 2020 führten die US-amerikanischen studentischen Gesundheitsorganisationen American College Health Association (ACHC) und National College Health Assessment (NCHA) ihre halbjährliche Online-Umfrage durch und erhielten 50.300 ausgefüllte Fragebögen (14 % Rücklaufquote).
- Auf die Frage „Welches Geschlecht wurde dir bei Geburt zugewiesen?” antworteten 68,4 % „weiblich”, 31,6 % „männlich” und 19 Personen (0,04 %) „ intergeschlechtlich “.
- Die Frage „Identifizierst du dich als transgender ?” bejahten 1055 der Studierenden (2,1 %), darunter 1046 der insgesamt 1844 Nichtbinären (56,8 %).
Die dritte Frage zum Thema „Gender” aus dem umfangreichen Fragenkatalog lautete: „Welche Bezeichnung nutzt du zur Beschreibung deiner Geschlechtsidentität ?”
Bezeichnung | Anzahl | % | Nichtbinäre | % |
---|---|---|---|---|
Frau / weiblich | 33.113 | 66,3 % | 284 | 15,4 % |
trans Frau | 00.0 47 | 0 0,1 % | 0 47 | 0 2,5 % |
Mann / männlich | 15.517 | 31,1 % | 230 | 12,5 % |
trans Mann | 00.114 | 0 0,2 % | 113 | 0 6,1 % |
nichtbinär | 00.588 | 0 1,2 % | 584 | 31,7 % |
genderqueer | 00.157 | 0 0,3 % | 155 | 0 8,4 % |
genderfluid | 00.155 | 0 0,3 % | 154 | 0 8,4 % |
agender | 00.0 79 | 0 0,2 % | 0 79 | 0 4,3 % |
intergeschlechtlich | 00.00 7 | 0 0,0 % | 00 6 | 0 0,3 % |
Identität nicht gelistet | 00.195 | 0 0,4 % | 192 | 10,4 % |
Befragte Studierende: | 49.972 | 100 % | 1.844 (3,7 %) | 100 % |
Anfang 2021 wertete der jährliche Gender Census des Initiators Cassian Lodge (aus Wales ) rund 44.500 Online-Fragebögen von „Gender-Diversen” weltweit aus; nur 12 % der Befragten waren über 30 Jahre alt. Eine der drei Fragen betraf die Identität (übersetzt): „Welche der folgenden englischen Bezeichnungen beschreiben, wie du über dich denkst?” Von 33 Vorgaben hier die Top 10:
Bezeichnung | 2021 | u.31 J. | ü.30 J. | 2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
nonbinary | 68,2 % | 69 % | 63 % | 66,4 % | 66,6 % | 60,6 % | 65,8 % | 64,6 % | 63,7 % |
queer (teils oder ganz) | 48,0 % | 48 % | 50 % | 42,9 % | 43,0 % | 0 2,9 % | 0 0,3 % | ||
enby | 37,0 % | 38 % | 29 % | 31,5 % | 31,7 % | 24,5 % | 19,4 % | 15,6 % | |
trans | 33,5 % | 34 % | 29 % | 33,7 % | 36,6 % | 34,8 % | 30,1 % | 34,8 % | 31,1 % |
gender non-conforming | 32,9 % | 34 % | 28 % | 29,0 % | 26,2 % | 0 1,1 % | |||
transgender | 29,2 % | 30 % | 24 % | 29,0 % | 30,4 % | 27,9 % | 23,9 % | 30,9 % | 26,5 % |
genderqueer | 27,1 % | 26 % | 34 % | 25,9 % | 28,9 % | 30,8 % | 34,3 % | 40,7 % | 41,2 % |
genderfluid / fluid gender | 22,6 % | 22 % | 24 % | 21,4 % | 21,0 % | 24,6 % | 27,9 % | 30,8 % | 31,2 % |
agender | 22,3 % | 22 % | 24 % | 21,9 % | 23,5 % | 26,1 % | 33,1 % | 30,9 % | 31,4 % |
transmasculine | 21,3 % | 19,3 % | 19,5 % | 18,8 % | 15,8 % | 14,2 % | |||
Befragte „Gender-Diverse”: | 44.583 | 88 % ( Alter ) 12 % | 24.576 | 11.242 | 11.278 | 9.934 | 3.055 | 2.901 | |
Als Pronomen they (s. u.) : | 79,2 % | 80 % | 75 % | 77,5 % | 79,5 % | 77,4 % | 80,5 % | 77,5 % | 74,4 % |
20 % aller Befragten wählten die Option „fragend oder weiß nicht” (questioning or unknown), 11 % wählten „Frau” und 10 % „Girl”, 11 % wählten „Boy” und 9 % „Mann”.2018 hatte der Gender Census auch nach der bevorzugten Schreibweise gefragt: „nonbinary vs. non-binary” – 45 % aller Befragten waren für die einfache und nur 28 % für die Bindestrich-Schreibung; Nichtbinäre stimmten 49 % zu 25 %.
Was ist ein Cis Frau?
cis, cisgeschlechtlich (Adj.) | sprich: – Cis bzw. cisgeschlechtlich ist eine Bezeichnung für Menschen, deren Geschlechtsidentität mit dem ⇒ Sex übereinstimmt, das ihnen bei ihrer Geburt anhand der Genitalien zugeschrieben wurde. Cis Personen identifizieren sich mit dem ⇒ sozialen Geschlecht, das ihnen anhand ihrer angeborenen Körpermerkmale zugeschrieben wird.
- Das heißt z.B.: Cis Männer sind Männer, denen bei der Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen wurde und die sich damit identifizieren.
- Der Begriff „cis” bzw.
- Cisgeschlechtlich” ist den Bezeichnungen ⇒ „trans” bzw.
- Transgeschlechtlich” entgegengesetzt.
- Er wurde in den 1990er Jahren von trans Aktivist*innen eingeführt, die eine sprachliche Gleichberechtigung von cis und trans Personen anstrebten.
Der Begriff sollte dem Umstand entgegenwirken, dass lediglich cis Männer und cis Frauen als Männer und Frauen im Sinne der gesellschaftlichen Norm bezeichnet werden, während trans Menschen sprachlich als abweichend markiert werden (Aultman 2014:61-62).
- Die US-amerikanische Professorin und Trans-Aktivistin Susan Stryker (2008) schlug vor, die Bezeichnungen cis Mann bzw.
- Cis Frau genauso zu verwenden, wie die Bezeichnung als „Schwarze 1 Frau” oder „weißer Mann”.
- Die Bezeichnung als „cis” bzw.
- Cisgeschlechtlich” ist somit einerseits eine positive Identifikationsmöglichkeit für cis Personen.
Sie ist zum anderen politisch, denn sie weist auf Privilegien hin, die cis Menschen zuteilwerden. Dieser Mechanismus wird als Cissexismus bezeichnet: Cis Personen werden dafür belohnt, die Annahme zu erfüllen, dass alle Menschen in einer Gesellschaft cisgeschlechtlich, d.h.
- Nicht trans, sind oder sein sollten (Eisner 2013:22).
- Die Gegenüberstellung von „cis” und „trans” lässt jedoch ⇒ intergeschlechtliche Personen außen vor.
- Sie erleben Diskriminierung und Gewalt auch, wenn sie sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren – egal ob dies inter oder ein anderes Geschlecht ist (Spahn & Wedl 2018:235).
Die Zuweisung des männlichen oder weiblichen Geschlechts an cis Personen bedeutet nicht, dass sie die damit einhergehenden gesellschaftlichen Anforderungen an sie erfüllen, erfüllen wollen oder können. Auch cis Frauen können als nicht „korrekt” weiblich oder als gar nicht weiblich erachtet und dafür gesellschaftlich sanktioniert werden, z.B.
- Weil ihr Geschlechtsausdruck, ihre Körperformen, ihr Verhalten oder ihre Nicht-Heterosexualität die weibliche Norm nicht erfüllen.
- Die Vorsilbe „cis” macht darauf aufmerksam, dass es keine „geborenen” Frauen gibt, sondern dass die Zuweisung des Frauseins immer auch eine Anweisung bzw.
- Eine Anforderung ist (Ahmed 2017:14-15).
– 1 Die Bezeichnung Schwarz wird hier bewusst großgeschrieben, da es sich dabei um eine politische Selbstbezeichnung für eine Identität handelt, nicht um ein biologisches Attribut (Sow, Noah. Deutschland Schwarz Weiß. Goldmann Verlag, 4. Auflage, 2009, S.19). Haben Sie Fragen oder Anregungen zu diesem Begriff? Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen per Mail an: shk.gleichstellungsverwaltung.tu-dortmund.de.
Wie viele biologische Geschlechter gibt es?
Geschlechtsbestimmung beim Menschen – Beim Menschen gibt es, wie bei allen Säugetieren, bei normaler Entwicklung zwei auch körperlich unterscheidbare Geschlechter. Bei Abweichungen im Entwicklungsgang entstehen Individuen, die mosaikartige männliche und weibliche somatische Merkmale im selben Individuum vereinen, oder bei der die Gonaden und andere Geschlechtsmerkmale intermediär ausgeprägt sind: genannt Intersexualität.
Verschiedene Formen der Intersexualität werden medizinisch nach der englischen Bezeichnung Differences of sexual development als DSD klassifiziert. Viele Inter-Personen fühlen sich durch die Klassifizierung von Entwicklungsvarianten als Störung oder als Krankheit herabgesetzt, weswegen es heute üblich ist, neutrale Bezeichnungen zu verwenden.
Die körperliche Erscheinung von Inter-Personen lässt sich zu einer nahezu ununterbrochenen Reihe zwischen „rein weiblich” und „rein männlich” anordnen (deswegen auch abgeleitet von lateinisch inter, dazwischen). Eine Bildung von Klassen, im Sinne von zusätzlichen Geschlechtern (bekannt geworden ist etwa der Vorschlag der US-amerikanischen Wissenschaftlerin Anne Fausto-Sterling, fünf Geschlechter zu unterscheiden ), oder die Klassifizierung, etwa von Inter-Personen pauschal, als drittes Geschlecht ist eine soziale Konvention und nicht biologisch begründbar, da natürliche Grenzen zwischen den Klassen nicht angegeben werden können und die Zuordnung letztlich am Selbstbild der jeweiligen Person festgemacht werden muss.
Die Bildung echter Hermaphroditen, mit funktionalen männlichen und weiblichen Keimdrüsen und Organen, ist bei Säugetieren wie dem Menschen normalerweise nicht gegeben, sie wird wohl durch genomische Prägung (Imprinting) epigenetisch verhindert (sie lässt sich experimentell durch entsprechende Eingriffe auslösen ).
Grundlegend für die Geschlechtsbestimmung ist zunächst die Rolle der Geschlechtschromosomen, Bei Säugetieren wie dem Menschen wird das körperliche Geschlecht grundlegend nach dem sogenannten XY-System festgelegt und vererbt. Individuen mit im diploiden Satz zwei X-Chromosomen (XX) entwickeln weibliche Merkmale, solche mit einem X- und einem Y-Chromosom männliche.
- Da das X-Chromosom beiden Geschlechtern gemeinsam ist, liegt die Annahme nahe, dass der geschlechtsdeterminierende Faktor auf dem Y-Chromosom (genauer: auf dessen nicht-homologen oder pseudoautosomalen Abschnitt) liegen sollte.
- Experimente des Forschers Alfred Jost an Kaninchen-Embryonen erwiesen zudem, dass, wenn diese vor dem Beginn der geschlechtstypischen Entwicklung kastriert werden, es zur Bildung typisch weiblicher Organe wie des Uterus kommt.
Beim Menschen entwickeln Individuen mit Aneuploidie der Geschlechtschromosomen dann und nur dann männliche Organe wie Hoden, wenn eines der Chromosomen ein Y-Chromosom ist. Später wurde ein Gen auf dem Y-Chromosom entdeckt, genannt Sex determining region of Y oder sry, das gebildete Protein Hoden-determinierender Faktor (beim Menschen TDF und bei der Maus TDY genannt), das als Transkriptionsfaktor, wie ein genetischer Schalter, die Entwicklung steuert (bekanntes Zielgen ist Sox9, weitere Zielgene werden vermutet).
- Wird das Gen für TDF durch einen Fehler bei der Rekombination auf das X-Chromosom transferiert, entwickeln sich Individuen mit männlichen Merkmalen (diese zeigen allerdings zahlreiche Abweichungen im Entwicklungsgang, bis hin zu Sterilität).
- Obwohl die Größe und Funktion des Y-Chromosoms bei Säugetieren je nach Art verschieden ist, erwies sich dieses Modell der Geschlechtsdetermination bisher als nahezu universell (wie immer in der Biologie gibt es Ausnahmen: Es gibt Säugetierarten der Nagetiergattungen Ellobius und Tokudaia ohne sry-Gen).
Bei Säugetieren (am besten untersucht beim Modellorganismus Labormaus) beginnt die Entwicklung der Gonaden im Embryo zunächst als Genitalleiste geschlechtsunspezifisch, bei späteren Weibchen und Männchen identisch. Je nach genetischer Ausstattung beginnen sich diese später, beim Menschen etwa nach drei Wochen, in Hoden (Testes) und Gebärmutter (Uterus) zu differenzieren.
Die Ausbildung der weiblichen Gonaden aus dem Müller-Gang und der männlichen aus dem Wolff-Gang steht unter der Kontrolle von im Embryo gebildeten Hormonen. Die Vorläufer der Keimzellen selbst wandern von einem völlig anderen Ort (an der Basis der Allantois ) in die Struktur ein. Die Differenzierung in Eizellen bzw.
Spermatogonien steht unter der Kontrolle des umgebenden Gewebes, d.h. sie wird nicht durch die Chromosomenausstattung der Stammzellen selbst bestimmt. Die Bildung von Hoden wird primär gesteuert durch die Expression von sry in den Vorläufern der Sertoli-Zellen,
Bei Experimenten mit künstlichen chimären Mausembryonen aus männlichen und weiblichen Zellen konnte gezeigt werden, dass in sich entwickelnden Testes unter dem Einfluss des Hormons Prostaglandin D2 ein Teil der XX-Hodenzellen den für die Bildung funktionaler Hodenzellen Transkriptionsfaktor Sox-2 exprimieren können.
Ohne XY-Zellen kommt es aber nicht zur vollständigen Hodenentwicklung. Die Entwicklung männlicher Merkmale abseits der Keimdrüsen wird durch die Differenzierung sogenannter embryonaler Leydig-Zellen vermittelt, die Androgene als Sexualhormone sezernieren.
Die Entwicklung der weiblichen Organe wird durch Ausbildung des Anti-Müller-Hormons in den Sertoli-Zellen unterdrückt. Die Steuerung der Entwicklung der weiblichen Keimdrüsen ist im Verhältnis zu derjenigen bei den Männchen schlechter erforscht. Aus der Rolle von sry und TDF als molekularer Schalter ist oft inkorrekterweise geschlossen worden, für die weibliche Entwicklung seien keine spezifischen Faktoren erforderlich; dieser Umkehrschluss ist falsch.
Zwar führen die Präsenz von TDF und Sox9 soweit bekannt immer zur Induktion von Hoden, aber auch zur Induktion von weiblichen Keimdrüsen ist ein spezifischer Entwicklungsweg einzuschlagen. Experimente vor allen an Mäusen lassen eine Beteiligung des parakrinen Faktors Wnt4 wahrscheinlich erscheinen.
Wird das Gen WNT4 künstlich ausgeschaltet, bewirkt dies (neben zahlreichen Fehlentwicklungen) eine Vermännlichung weiblicher Embryonen. Störungen beim Menschen führen zu Erbkrankheiten mit atypischer, teilweise männlicher, teilweise weiblicher Ausbildung der Gonaden. Das RSPO-1-Gen scheint die Wirkung von Wnt4 zu stabilisieren und zu unterstützen.
Das Gen FOXL2 (es kodiert für eines der Forkhead-Box-Proteine, einen Transkriptionsfaktor) scheint eine, im Detail noch unverstandene Schlüsselrolle bei der Bildung der Ovarialfollikel zu spielen. Weitere Faktoren werden erforscht. Es gibt eine Hypothese, dass ein genetischer Schalter, ähnlich SRY beim Männchen, als Kontrollelement die Entwicklung weiblicher Gonaden steuert („Z-Faktor”-Hypothese), ein solches Element wurde aber bisher nicht gefunden.
Die Bestimmung des körperlichen Geschlechts bei Menschen (und anderen Säugetieren) beruht also auf einem fein austarierten Regelwerk zahlreicher, ineinandergreifender Faktoren und Regelkreise, oft organisiert in festgeschriebenen Entwicklungspfaden. Abweichungen von der typischen, in den meisten Individuen verwirklichten Entwicklung sind also an vielen Stellen möglich, je nach Position in der Regulationskaskade mit mehr oder weniger gravierenden Auswirkungen auf den Organismus.
Der Effekt von Hormonbehandlungen zeigt, dass in dieses Regelwerk sogar nach der Geburt noch eingegriffen werden kann. Die Mechanismen lassen sich auf zwei grundlegende Faktorenkomplexe zurückführen: a) Auswirkungen der Sexualhormone, bestimmt von der Entwicklung und Ausprägung der Keimdrüsen.
B) Direkte Wirkungen der Geschlechtschromosomen, vermittelt über Transkriptionsfaktoren, Die meisten, aber nicht alle Gene auf dem zweiten, nur im weiblichen Geschlecht vorhandenen X-Chromosom werden durch epigenetisches Abschalten ( Gen-Silencing ) stillgelegt, bei knapp einem Viertel der Gene kommt es aber (beim Menschen) doch zu einer verstärkten Expression im weiblichen Organismus.
Subtile Unterschiede in der Expression von Genen auf dem X- oder dem Y-Chromosom haben direkte Auswirkungen auf somatische Zellen, die völlig unabhängig von hormonellen Wirkungen sind. Beide Regulationswege greifen ineinander, können aber in Konflikt miteinander geraten.